Donnerstag, 21. Januar 2010

Bombenstimmung


Ach du lieber Gott. Es fing alles heute früh an, beim Radiohören, Fünf-Uhr-Nachrichten: Auf dem Münchener Flughafen hatte gestern ein Gepäckstück Sprengstoffalarm ausgelöst, der Besitzer sei "unerkannt" mit dem brisanten Objekt (einem Laptop) "entkommen", weswegen eine "Großfahndung" eingeleitet sei. Eine Großfahndung. Die naheliegende Ergänzung ...nach dem Täter wurde zwar nicht ausgesprochen, schwang aber unheilverkündend mit.

Ist ja ein Ding, dachte ich beim Hören, so weit mir das Denken um diese frühe Uhrzeit überhaupt gelingt: Was hat der Täter denn getan, dass man ihn jagen muss? Gut, er ist "entkommen"; das klingt nach Kriminal und erzeugt Assoziationen wie untergetauchter Bankräuber oder gar Fahrerflucht, zumindest aber Sprengstoffattentäter. Wie sich jedoch herausstellte, ist jener abgängige Sprengstofftattrappenträger weder vor den Sicherheitskräften ausgebüchst noch hat er auf seiner wilden Flucht Hunderte von Fluggästen auf Rollsteigen umgenietet. Vielmehr hat er einfach in aller Seelenruhe sein Laptop an sich genommen, ist damit unbehelligt zum Gate spaziert und nirgendwo ist nirgendwas passiert - weder flog der Flughafen in die Luft noch fiel ein Flugzeug aus der Luft herunter. Ein ziemlich untätiger Täter. Aber gefahndet wird nach ihm, und zwar "fieberhaft". Das verstehe wer will. Mich überfordert so etwas um fünf Uhr früh.

Mittags rief ein Bekannter an, der auch gerne mal in diesem Blog liest. In seiner Stimme schwang etwas Beunruhigendes, als er mir nahelegte, wenn er ich wäre, würde er, also ich, den gestrigen Post wieder löschen. Oder zumindest entschärfen. Da ich nicht er bin, verstand ich zunächst Bahnhof, während er mir etwas erzählte von "könnte von irgendjemandem missverstanden werden...", "du weißt ja, Großalarm in München...", "...von wegen Sprengstoff im Handgepäck". Jetzt verstand ich zumindest Flughafen.

Und stimmt, gestern hatte ich am Rande darüber sinniert, wie sich eine selbstgestrickte Bombe auf dem selbstgestrickten Schonbezug eines Stücks Handgepäck machen würde. Na und? Macht mich das zum Täter? "Wie gut, dass du wenigstens nur von Handgepäck geschrieben hast", fuhr mein Bekannter fort, "stell dir vor, du hättest stattdessen ein Laptop in dein Bombentäschchen gesteckt - was dann los wäre!"


Vermutlich Fahndungsstufe eins.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen