Donnerstag, 25. November 2010

Hoch die Faust


Es ist ja in den letzten Jahren (oder sind es schon Jahrzehnte?) erstaunlich ruhig geworden um den Internationalen Frauentag (25. November). So ruhig, dass ich diesen Tag schon fast vergessen hätte. Vergessen betäubt, habe ich gerade festgestellt; Lesen hingegen macht hellwach:

*Aus Anlass des 25. November 20010 , des Internationalen Tages gegen
Gewalt an der Frau*

*Pressemitteilung *

des

*ŞEHRAZAT- Transkultureller Frauen- und Kunstverein*

Sehr geehrtes Publikum, sehr geehrte Presseangehörige, liebe Frauen,

Wir haben die Rolle des Opfers satt!

Wir haben beschlossen die Hauptrolle zu spielen, um
menschenrechtswidrigen Taten gegenüber Frauen ein Ende zu machen.

Zuhause eingesperrt zu werden, unter Kontrolle gehalten zu werden,
umgebracht zu werden, sobald wir in eigener Bestimmung leben möchten
wird betitelt mit Tradition, mit Ehre, mit Kultur, mit Islam. Und wie
möchtet ihr dann die Morde an den Frauen anderer
Religionszugehörigkeiten und Kulturen erklären?

Lassen wir diese Hexenjägerei! Wie sollen denn die Vergewaltigungen,
8000 im Jahr, von denen viele noch nicht einmal geahndet werden, wie
sollen die als „ Familiendrama“ titulierten 150 Morde im Jahr erläutert
werden.

Sind nicht auch diese Morde wie diese, welche in islamischen Kreisen als
„ Ehrenmord“ benannt sind, solche, welche der männlichen
Herrschaftsvorstellung entspringen, in der eine tote Frau, einer freien
Frau vorzuziehen ist.

Frauenfeindliche Politik wird in diesem Land betrieben! Muslimische
Migrantinnen werden zur Zielscheibe auf diese Weise. Was unseren
deutschen Schwestern angetan wird, wird verschwiegen! Sind es nicht
Teile der Gewalt gegen Frauen, dass Frauen noch immer mit geringerem
Lohn arbeiten müssen, Arbeitslosigkeit und Armut auf ihre Schultern
gelastet wird, Migrantinnen mit rassistischer Politik ausgegrenzt
werden? Islam, ja auch der Islam ist wie jede andere monotheistische,
institutionalisierte Religion frauenfeindlich; weder mehr noch weniger;
wer sieht das nicht?

Sprachrohre der Nutznießer der Ausbeutung, Politiker, Journalisten,
angebliche Aufgeklärte und die mit Mikrofonen umherirrenden anderen:
Wenn ihr so überzeugt seid von der Unterdrückung der Frauen, dann lasst
das Weinen um sie; öffnet stattdessen die Grenzen Europas! Öffnet Frauen
die Türen, welche vor Krieg, Hunger, sexueller Verfolgung fliehen.

Erteilt Frauen, welche sich auf Grund von Gewalt scheiden lassen
mussten, bedingungslos ein Bleiberecht und die Erlaubnis zu arbeiten.

Stellt die Gelder der Staatskassen an Stelle von Kriegsausgaben lieber
der Bildung von Frauen zur Verfügung.

Schafft Gesetze, welche Frauen den Weg zu Lehrstuhl, Labor,
Leitungsposition und Öffentlichkeit ebnen. Schafft sie, damit ihr
glaubwürdig werdet.

Krokodiltränen erkennen wir, ihr braucht sie nicht zu vergießen!

Noch einige Worte haben wir an die, welche profitieren von der
männlichen Herrschaftsstruktur:

Wir geben Euch nicht das Recht, uns in schön, unattraktiv, muslimisch,
christlich, Hausfrau, Straßenfrau, homosexuell, heterosexuell zu
kategorisieren und zu spalten, unsere Körper und Arbeitskraft
auszunutzen und uns zu definieren.

Wir lassen uns, mit unserer Vielfalt, nicht zum Werkzeug für eure
Integrationsdebatten, rassistische, ausgrenzende und kapitalparteiische
Politik machen!

Unsere Vielfalt ist unser Reichtum!

Wir werden weiterhin arabisch singen und spanisch tanzen. Mit unseren
Kindern kurdisch sprechen und türkische Gedichte schreiben, uns in Saris
kleiden und gegen die Alpen jodeln.

Wir werden Bilder malen, obendrein Bilder welche zeigen wie hässlich ihr
und wie schön wir sind.

Was dagegen?

Gegen jede erhobene Hand gegen Frauen stehen wir zusammen.

Wir werden die Frauenmorde stoppen. Wir sind nämlich in überhand und überall

*ŞEHRAZAT- Transkultureller Frauen- und Kunstverein*
gefunden bei Che via Momorulez

Was dagegen?

12 Kommentare:

  1. unterschreibe ich in vollem umfang. aber es ist nicht zum internationalen frauentag. der ist nach wie vor am 8. märz. ich habe auch gegrübelt, denn den bekommt man in den mainstreammedien meistens mit. hier handelt es sich um den Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen. den gibt es wohl erst seit 12 jahren. aber interessant: die einzige grössere, namhafte zeitung die damit aufmacht ist das neue deutschland.
    http://www.neues-deutschland.de/artikel/185042.flaggen-und-schnupperkurse.html

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  2. Danke für die Korrektur.

    Ja, in Deutschland vergeht dieser Tag sang- und klanglos. In Paris haben heute über 135.000 Frauen demonstriert, und zwar in Röcken, als Symbol des Widerstandes gegen Gewalt ("weder Huren noch Sklavinnen").

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  3. http://bundesrecht.juris.de/gg/art_3.html

    http://www.gesetze-im-internet.de/gleichberg/BJNR006099957.html

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  4. Es gibt so Texte, die kann man sich beim Lesen gar nicht normal gesprochen vorstellen, sondern nur gebrüllt. Das ist auch so einer, wo man im Hintergrund immer einen kleinen Goebbels herumschreien hört [Wollt Ihr den totalen Geschlechterkrieg?!]
    Wieviel Haß muß man accumuliert haben, um so etwas abzusondern? Wenn man die Zerstörung der kargen Reste des Zusammenhalts einer Gesellschaft ernten will, muß man solche Scripte säen.

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  5. "ŞEHRAZAT- Transkultureller Frauen- und Kunstverein" ..

    .. ist merkwürdigerweise nirgends zu finden, denn er hat weder Adresse noch ´Telefonnummer. Interessant, wie man sich dann an Frauen wenden und ihnen helfen will, wie der Name ja suggeriert.

    Ein paar dürre Hinweise gibt es auf das kurdisch-türkische oder iranische Umfeld im Ruhrgebiet, in Köln und Hamburg. Auf diese Weise würde der Text wenigstens in einen bestimmten Kontext gestellt und zumindest noch einigermassen mit Sinn gefüllt.

    Oder handelt es sich doch um eine *Scheherazade* ? *gg* Ein Frauenname -auf Farsi *šahrzād*- ist die Grundlage für die überlieferte Geschichte.

    Man kann es aber auch als Test sehen, wie weit und schnell und in welchen Blogs ein ziemlich totalitärer Text ohne Quelle ungeprüft Verbreitung findet.

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  6. @Geier
    "Wieviel Haß muß man accumuliert haben, um so etwas abzusondern?"

    Wieviel Hass müssen Frauen am eigenen Leib erlebt haben, um zu solchen Aussagen zu kommen?

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  7. Das sind doch keine Aussagen, das ist Propaganda. Erinnert mich an Frl. Pusch, die prophylaktisch alle Männer keulen (lassen) möchte, weil diese ein Sicherheitsrisiko darstellen würden.

    Nein. Dahin verlinke ich jetzt nicht.

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  8. Fragen Sie doch mal eine genitalverstümmelte Frau nach dem Unterschied zwischen Aussage und Propaganda.

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  9. Männerhaß mit Genitalverstümmelung zu rechtfertigen ist genauso logisch, als wenn ein Opfer des nationalen Sozialismus alle Schnauzbartträger hassen würde. Denn weder sind alle Schnauzbartträger Nazis noch alle Nazis Schnauzbartträger. Die Schnittmenge ist zufällig und wahrscheinlich nicht einmal statistisch relevant.
    Wenn Sie ehrlich sind, ist der Text doch auch unter Ihrem Niveau, und nicht nur, was die Kommasetzung betrifft.

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  10. Der Aufruf richtet sich keineswegs an alle Männer, sondern, Zitat, "an die, welche profitieren von der männlichen Herrschaftsstruktur". Der "Männerhass" ist auf Ihrem Beet gewachsen.

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  11. Mrs. Mop hat gesagt…
    Der Aufruf richtet sich keineswegs an alle Männer, sondern, Zitat, "an die, welche profitieren von der männlichen Herrschaftsstruktur".


    Stimmt, der Text unterstellt das. Das ist einer der Gründe, weswegen der Text so totalitär daher kommt. Er behauptet etwas, (Strohmann-Methode), um dann anschließend zu Pauschalverurteilungen zu greifen.

    Allein wie dort von beispielsweise Vergewaltigungen gesprochen wird, unterstellt jedem Mann ein Vergewaltiger zu sein.

    Aber gibt es sie denn, die "männliche Herrschaftsstruktur" in diesem unserem Land, in dem seit 60 Jahren die Gleichberechtigung im Grundgesetz steht?

    Wenn von konkreten Frauenrechtsverletzungen die Rede wäre, etwa wenn Frau XYZ vergewaltigt oder benachteiligt wird, sähe die Sache anders aus. - Aber diese werden, entgegen der Einlassung im Text, mit Sicherheit juristisch verfolgt in unserem Land.

    Sorry, aber dieser Text hat mit diesem Land und seiner Querbeet-Wirklichkeit herzlich wenig zu tun.

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  12. Und noch eins.

    Selbst eine Menge Frauen sehen es sogar inzwischen so, dass man mit der "Gleichberechtigung" zugunsten der Frauen sogar übertrieben hat.

    Hier im Text hingegen gibt es eine Menge Tatsachenbehauptungen, zu denen man nicht einfach nur sagen kann, sie wären rhetorisch überspitzt. Es sind viel mehr ebenso tendentiöse, wie vollkommen beleglose Behauptungen, beispielsweise:

    "menschenrechtswidrige[n] Taten gegenüber Frauen"
    "Vergewaltigungen, 8000 im Jahr"
    "männliche[n] Herrschaftsvorstellung .. eine tote Frau [ist] einer freien Frau vorzuziehen "
    "Frauenfeindliche Politik wird in diesem Land betrieben! "
    "Migrantinnen mit rassistischer Politik ausgegrenzt"
    "Religion frauenfeindlich"

    Wenn man so etwas als Rundumschlag in die Welt setzt, sollte man schon ein paar Belege dafür haben. Wer - wo - wann...


    Vor allem dann, wenn diese Haltung zu Teilen auf purem Unwissen beruht:

    "Schafft Gesetze, welche Frauen den Weg zu Lehrstuhl, Labor, Leitungsposition und Öffentlichkeit ebnen."

    Nun, die haben wir seit 60 Jahren und spätestens seit 20 Jahren sind sie auch dergestalt umgesetzt, dass selbst der ehemaligen hauptberuflichen Kampfamazone die Themen ausgehen und selbst sie nicht mehr behauptet, Frauen seien als solche in diesem Land benachteiligt. Die "Unterdrückung der Frau" als Totschlag-"Argument" in diesem Land ist wirklich aus der Billigkiste.

    Wenn man das anders sieht und auf die Probleme von Muslimen hier im Land aufmerksam machen möchte, sollte man einiges mehr zu bieten haben, als Rundumschläge, Unsachlichkeit und beleglose Pauschalbehauptungen.

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