Sonntag, 5. Februar 2012

Protest, eiskalt serviert


Mit minus sieben Grad war es gestern in Frankfurt bereits klirrend kalt, aber es geht noch kälter, zum Beispiel in Stockholm, Schweden: Dort herrschten am Samstag minus 20 Grad; Temperaturen, die über tausend Stockholmer nicht davon abhielten, für ihr Recht auf Meinungsfreiheit auf die bitterkalte Straße zu gehen, um der von langer Hand und hinter verschlossenen Türen geplanten Internetzensur-Gesetzgebung ACTA den Kampf anzusagen.


In ganz Schweden waren es über 10.000 Menschen, die der Kälte und dem Zensurvorhaben trotzten.
"It takes hard work, it takes tons of activism, but we know exactly what to do and how to do it, and most importantly: we know that we can win.

As the rally concluded, everybody was determined to win this fight, having heard the clear message that it takes work but is perfectly doable."
Rick Falvinge von der schwedischen Piratenpartei
Worte, die zuversichtlich stimmen für den kommenden Samstag, den 11. Februar:

"Just look at this map. I've never seen anything like it in terms of people all across Europe demanding their freedom of speech and being angry against backroom corporativist deals that steals their most basic civil liberties."
In Polen, wo die europäischen Proteste ihren Anfang nahmen, rudert Premierminister Tusk bereits beflissen zurück:
"Following the growing protests about ACTA in Europe, as well as signs of US meddling, Poland's prime minister is making it clear that Poland will not ratify ACTA for the time being, leading to speculation that the EU may not actually join ACTA."
- und wer sich fragt, wieso Tusk dem ACTA-Abkommen im Vorfeld zugestimmt hat, ihm nun jedoch plötzlich ablehnend gegenübersteht, dem liefert der wendige Pole eine windige Antwort:
"I share the opinions of those who from the beginning said that consultations were not complete", Tusk said, according to a report in Wirtualna Polska. The 54-year-old prime minister added that a Polish rejection of ACTA is now on the table, and admitted that he had previously approached the agreement from a "20th century" perspective, due to his age."
Aha. Im hohen Alter von 54 Jahren, so Tusk, sei er halt irgendwie in der Denkart des 20. Jahrhunderts hängengeblieben, habe den Schuss vor den Bug der Meinungsfreiheit nicht gehört und darum - frühvergreisungsbedingt - dem in politischen Hinterzimmern ausgemauschelten Zensur-Coup zugestimmt.

Und dabei völlig übersehen, dass man zum kritischen Denken und zum Protest - auch auf offener, bitterkalter Straße - niemals zu alt ist.
Hey, Tusk, alter Schwede!


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