Mittwoch, 21. März 2012

No Walls


(zum Vergrößern klick auf Bild)

Zu den beliebtesten Maßnahmen totalitärer Regimes gehört das Bauen von Mauern; sei es um abzuschrecken, sich abzuschotten oder in der Hoffnung, mit den realen Bollwerken auch unüberwindliche Mauern in Köpfen zu errichten. So lebensgefährlich das Überwinden der realen Mauern sein mag, so raffiniert einfach lässt sich das Verschwinden von Mauern in Köpfen bewerkstelligen, und sei dies mit den künstlerischen Mitteln optischer Täuschung.
Nach tödlichen Zusammenstößen in Tahrir Square (Kairo) im vergangenen November, wo über 50 protestierende Zivilbürger umgebracht wurden, hat die herrschende Militärjunta in Ägypten Mauern rund um den Tahrir Square und seiner Seitenstraßen gebaut, um Protestierende am freien Zugang des Platzes zu hindern. Mehr als vier Mauern sind errichtet worden und haben die Innenstadt Kairos in ein labyrinth-ähnliches Areal verwandelt, das die Bürger zu langen Umwegen zwingt, um die Hindernisse zu überwinden.

Ägyptische Graffiti-Künstler veranstalteten am 9. März 2012 'No-Walls'-Proteste: Sie malten die Mauern einfach weg. Überwältigende Murals (Wandgemälde) sind entstanden zum Gedenken an die Getöteten. Aus Protest gegen die errichteten Hindernisse malten die Künstler auf die Mauern virtuelle, täuschend echt wirkende Zugänge zu den blockierten Straßen. Mehr als drei Tage lang wurde fast jede dieser Mauern von jungen Künstlern in Gemeinschaftsarbeit mit Händen und Pinseln bemalt und so die ganze Gegend in eine permanente Gedenkstätte verwandelt.
Solche Kunst, die Mauern überwindet, dürfte ihrerseits unter Lebensgefahr zustande gekommen sein. Totalitäre Betonköpfe sehen es nicht gern, wenn ihre in Beton gegossenen Wahnideen überwältigt und in den Köpfen der Unterdrückten zum Verschwinden gebracht werden.

Wahrhaft überwältigende Kunst.

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