Freitag, 27. April 2012

Elchtest


Heute mal ein kleiner Exkurs ins Tierreich. Genauer: ins Reich der wilden Tiere. Dort, wo die wilden Wölfe wohnen. Wo wohnen die wilden Wölfe? In New York City.

Wilde Wölfe in New York City? Wer denkt da nicht gleich an die verfressenen wilden Wölfe der Wall Street? Ha. Falsch gedacht. Demnächst wird nämlich die vom Aussterben bedrohte New Yorker Wall Street von einem Rudel bösartiger kapitalismuskritischer wilder Wölfe heimgesucht werden. Vor dieser exterrestrischen Raubtierinvasion müssen die bedrohten Arten in Manhattans Bankenviertel dringend geschützt werden.

Zunächst zum Hintergrund:
Um ihre geplanten Sicherheitsmaßnahmen für die am 1. Mai zu erwartenden Demonstrationen zu erläutern, greifen die von Banken engagierten Sicherheitsfirmen zu Metaphern aus dem Reich der Jagd. Großbanken in New York und anderen Städten kooperieren, indem sie Überwachungsdaten und -informationen untereinander austauschen, die von Sicherheitsbeamten gesammelt werden.
Metaphern aus dem Reich der Jagd? Yep, man scheut sich in Security-Kreisen der Finanzelite nicht vor tierischen Analogien, wenn es ums Verteidigen des eigenen Revieres geht:
Banken, die überwachungstechnisch kooperieren, sind wie Elche, die Wölfe abwehren. Während andere Tiere vergeblich versuchen, alleine zu flüchten, überleben Elche solche Attacken, indem sie sich zu einem Ring zusammenschließen.
Ah! Banker vernetzen und verkleiden sich als Elche! Man hat ja schon von vielem gehört, auch von Wölfen im Schafspelz und Wölfen, die sich als Großmütter verkleiden - aber Banker im Gewand von Elchen? Welchen Elchen? Solchen Elchen:
Die Banken bereiten sich vor auf Occupy-Demonstrationen beim Nato-Gipfeltreffen am 20. und 21. Mai in Chicago, indem sie Informationen von Video-Überwachungsmaterial, Robotern und Gebäude-Sicherheitsbeamten austauschen; Informationen, die ihnen einen Überblick "in Echtzeit und ein 360-Grad-Feedback" liefern, sagte McNary, der an dem Projekt beteiligt ist.
Herrschaftszeiten. Bisher war ich - bei nur laienhaften zoologischen Kenntnissen - fest davon überzeugt, dass Elche keine Video-Überwachungskameras zur Abwehr von Wölfen benutzen, aber so kann man sich täuschen. Sind schon raffinierte Luder, diese Elche. Zumindest, wenn sie von Bankern als tierischer Totem benutzt werden.

Der oben zitierte Brian McNary ist übrigens "director of global risk" bei Pinkerton Consulting & Investigations, einer Tochtergesellschaft der schwedischen Securitas AB (SECUB). Er arbeitet im Auftrag von internationalen Finanzunternehmen, um protestierende Demonstranten quer über alle social-media-Kanäle "methodisch zu identifizieren, zu kartografieren und ihre Fährten zu verfolgen". Fährten verfolgen! Den wilden Wölfen auf der Spur! Zum Schutz der globalen Elch-Elite vor dem globalen Wolfs-Risiko!

Derweil wird aus gut unterrichteten Kreisen hoher Tiere kolportiert, dass Grimms Märchenschatz in Kürze überarbeitet und - in Anbetracht des herrschenden Bedrohungsszenarios in den globalen Finanzzentren - aktualisiert werden wird.
Arbeitstitel: Der Wolf und die sieben Elchlein.

1 Kommentar:

  1. Das beißt sich doch der Elch in den Schwanz ...

    Ohje, irgendwie bin ich gerade zoologisch verwirrt.

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