Montag, 11. Juni 2012

Einmal durchgewischt


Großreinemachen. Schönes deutsches Wort.
Man hört förmlich die Besen durch die Luft schwingen, die Wischmops über den Boden schmatzen und die Putzfrauen fluchen.
Alles sauber, alles fein,
porentief und besenrein,
so soll unser Haushalt sein.
Oder unsere Wirtschaft. Daher der Name Besenwirtschaft.

Attraktiv auch des englische Wort, the big clean-up:
die große Aufräumaktion, alles ausgemistet und entrümpelt,
mach mal weg
den ganzen Dreck
und es rackern rund um die Uhr
toughe Jungs von der Müllabfuhr.

Eine wortgewaltige transatlantische clean-up campaign wird derzeit vom amerikanischen mastermind of hope™ and change™ losgetreten: Ihr da drüben, räumt mal endlich euren Dreck weg und schafft Ordnung in eurem europäischen Krisen-Saustall!
Am Freitag forderte US-Präsident Obama die europäische Führungselite zu dringendem, entschiedenem Handeln auf, um die Wirtschaftskrise abzuwehren, und drängte die Griechen kurz vor den Wahlen, einen Weg zu wählen, der sie in der Eurozone zu bleiben lasse.

Während EU-Funktionäre damit beschäftigt waren, einen gigantischen Rettungsplan für Spaniens lahmende Banken auszuarbeiten, betonte Obama, er vertraue darauf, dass die europäischen Regierungen den Ernst einer Krise einzuordnen wüssten, einer Krise, die die Aussicht auf seine Wiederwahl im November schwer belaste.

"Und je schneller sie handeln und je entschiedener und konkreter ihre Maßnahmen sind, desto schneller werden Menschen und Märkte etwas Vertrauen zurückgewinnen, desto billiger werden die Kosten des Großreinemachens auf der ganzen Linie sein."
Wir lassen jetzt mal den präsidialen Hirnriss außer Acht, dass Obama die Griechen dazu aufruft, genau jene Partei-Saubermänner zu wählen, die den Krisen-Saustall zu verantworten haben, und beschränken uns auf den aktuellen Putzfimmel des POTUS; nämlich das Großreinemachen, das er möglichst kostengünstig abgewickelt wünscht ("...the cheaper the costs of clean-up will be down the road").

Banksy

Nun gehören billige Putzkräfte zwar seit jeher zu den feuchten Träumen schwerreicher Eliten, die ihre Milliarden lieber anderweitig renditebringend in den Sand setzen als ihre Putzfrauen und Müllmänner so zu bezahlen, dass die auch davon leben können. Jedoch, ungeachtet aller Appelle aus Übersee, droht neues Ungemach an der griechischen Saustallfront:

Die städtischen Putzfrauen und Müllmänner wollen nämlich streiken! Zwei volle Tage lang! Und zwar nicht irgendwann, sondern am 16. und 17. Juni, also genau zu dem Zeitpunkt, wo Griechenlands Wahllokale sich öffnen und Amerikas Mr. Hope'n'Change darauf hofft, dass sich etwas ändert, nämlich nichts. Genau dann wollen die streiken! Und zwar nicht irgendwo, sondern genau dort, wo's wehtut, nämlich landesweit in den Wahllokalen, sozusagen den (aus Obamas Sicht) gefürchteten Epizentren des künftigen Saustalls.

Kategorisch weigern sich die städtischen Reinigungskolonnen, in den Wahlzentren ihren schlechtbezahlten Dienst zu versehen, es sei denn, sie kriegen dafür eine angemessene Sonderzulage ("higher electoral pay"). Billiges Großreinemachen läuft nicht, sagen sie, nicht mit uns, und schon gar nicht, solange "die Angestellten vom Innenministerium 1.800 Euro (Wahlsonderzulage) bekommen, was dem Dreimonatslohn eines städtischen Müllarbeiters entspricht und für uns eine Provokation ist".

Tscha. Was bleibt?

Schafft die Putzfrau nicht für lau,
sieht's am Wahltag aus wie Sau.

"You are not Banksy"

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